„Messianisches Judentum – Eine Herausforderung für Juden und Christentum“ lautete das Thema des 20. Tags des Judentums in Salzburg. Im Rahmen eines Studiennachmittages wurde heuer ein Diskurs geführt, der den christlich-jüdischen Dialog in gewissem Sinn auf die Probe stellt. Schließt der jüdische Glaube den Glauben an den Messias Jesus aus? Kann das Messianische Judentum als Bindeglied zwischen Christen und Juden fungieren?
Menschen, die an Jesus als Messias glauben und doch ihre jüdische Identität nicht aufgeben wollen nennen sich Messianische Juden. Erste Anfänge der Bewegung reichen ins 19. Jahrhundert zurück, betonte die evangelische Religionssoziologin PD Dr.in Stefanie Pfister aus Münster in ihrem Referat. Einen Aufschwung erlebten die messianischen Juden in den 1970er Jahren weltweit. Jüdisch-stämmige Menschen kamen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion in den 90er Jahren nach Deutschland. Viele von ihnen stießen aufgrund individueller Bekehrungserlebnisse auf Messianische Juden und orientierten sich zunehmend an evangelikalen Gruppen. In ihren Gottesdiensten werden christliche und jüdische Elemente (Gebete, Symbolhandlungen) vermischt, bzw. jüdische Feiern (Pessachfeier u.a.) christlich uminterpretiert.
Das zweite Referat hielt Rabbinerin Esther Jonas-Märtin, Mitglied der Rabbinical Assembly, Begründerin des Jüdischen Lehrhauses in Leipzig. Aus der Sicht eines konservativen Judentums vollzog sie eine klare Abgrenzung zu den „messianischen Juden“. Obwohl es im Judentum viele Gruppierung gibt, steht diese Bewegung eindeutig außerhalb des Judentums. Grund dafür sei vor allem deren missionarische Tätigkeit, die Juden und Jüdinnen sektenhaft abwerben. „Messianische Juden“ würden als „Abtrünnige“ gesehen. Sie gelten im Judentum als Christen.Zu Beginn der Podiumsdiskussion legte Prof. Marlis Gielen Römer 11, 25-29 aus. Sie betonte die Unwiderruflichkeit der Berufung Israels zum Heil. Der einmal geschlossene Bund Gottes mit Israel ist von Gott her nicht gekündigt. Was am Ende der Zeit zwischen dem auserwählten Volk und Gott geschehen wird, ist Sache Gottes und nicht der Menschen. Deshalb ist jeglicher Mission an jüdischen Menschen oder Bekehrungsversuch von Juden mit dem Ziel, Jesus als Messias anzuerkennen, verfehlt.
Frau Maertin betonte, dass die messianische Idee in der jüdischen Theologie eine untergeordnete Rolle spielt. Jesus werde möglicherweise von Juden als Erneuerer bzw. Gelehrter (Rabbiner) gesehen, aber keinesfalls als Messias wahrgenommen, da nach seinem Tod die Welt nicht besser oder gerechter geworden ist. Die Menschen jüdischen Glaubens sind heute aufgerufen, die durch Kriege, Leid und Unrecht geprägte Welt zu heilen (tikkun olan), das heißt diese in Gerechtigkeit und Güte zu verwandeln.
Ein Abendgebet im Sacellum unter Mitwirkung der ReferentInnen schloss den Studiennachmittag ab.
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