Kapelle zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Viehhausen

Historischer Hintergrund

Der Name lässt als Ursprung des Dorfes einen Maierhof des Stiftes St. Peter vermuten. Jedenfalls war Viehhausen ab dem Spätmittelalter Verwaltungs­sitz eines Amtes, also eines Wirtschaftssprengels des altehrwürdigen Benediktinerklosters.

Nachdem 1625 in Salzburg die Pest grassiert war, errichteten die Bürger und Handelsherren Gabriel Schaller und Georg Gschwendtner in Viehhau-sen einen „Feldschacher", also eine Art Bildstock, als Dank dafür, von der Seuche verschont geblieben zu sein.

Nach der Zerstörung bei einem heftigen Sturm wurde an dieser Stelle eine Kapelle erbaut, in der 1669 erstmals Messe gefeiert wurde. Nach einem Brand 1710 und neuerlicher glücklich überstandener Epidemie erbauten Kapelle zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Viehhausen.

Nachkommen der ursprünglichen Stifter die Kapelle 1714 um den Preis von 717 Gulden neu. Den Marmoraltar errichtete, wie die Inschrift daselbst besagt, der Steinmetzmeister GEORG DOPPLER, Himmelreich, auf eigene Kosten.

Nach dem verheerenden Dorfbrand von 1874 wurde die Kapelle wiederher­gestellt.


Bau und Einrichtung

Die Kapelle zeigt sich außen als einfacher Rechteckbau mit flacher ausge­muldeter Apsis im Westen und einfacher Sakristei im Süden. Die Ostwand enthält das rundbogige Portal mit Marmorgewände und kleinem Vordach; über dem Giebel sitzt ein schlichter Dachreiter mit Spitzhelm. Das Votiv­bild neben der Türe erinnert an den Brand von 1874. Das Innere ist in zwei Joche gegliedert und mit Kreuzgratgewölben versehen.

Der Altar, ein gutes Beispiel barocker Sakralkunst in Salzburg, hat über der einfachen Predellenzone einen konkaven Aufbau: rundbogiges Mittelfeld mit Altarbild, darüber gebogenes Gesims mit zwei anbetenden Putti, seitlich zwei Volutenpilastern; auf ihrem Anlauf stehen Statuen der Pestpat­rone Sebastian und Rochus.

Das Altarblatt vom Salzburger Hofmaler JAKOB ZANUSI kombiniert die göttliche Dreifaltigkeit oben mit der dominierend in Erscheinung tretenden unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria, die, in elegantem Schwung auf Wolken stehend, zur Königin des Himmels gekrönt wird. Ihre ausgebreite­ten Arme drücken ganz augenscheinlich ihre Offenheit für den Willen Gottes aus.

Erwähnung verdienen noch zwei kleine spätbarocke Gemälde. Das eine zeigt die hl. Katharina mit dem Rad, das andere einen Märtyrer in fürstlicher Kleidung; gemeint könnte etwa der hl. König Sigismund sein, der Namens­patron des zur Entstehungszeit der Bilder (Mitte des 18. Jahrhunderts) regierenden Fürsterzbischofs Schrattenbach.

Herbert Berndl


Quellen: Konsistorialarchiv Salzburg (Pfarrakten Wals). — Pfarrarchiv Wals (Kir-chenrechnungen, Photochronik). — Salzburger Urkundenbuch (hrsg. von P. Willi¬bald Hauthaler), I. Bd. (Traditionscodices). Salzburg 1898, S. 8,11,32,38. Literatur: Josef Dürlinger: Historisch-statistisches Handbuch der Erzdiözese Salzburg in ihren heutigen Grenzen, Bd. I. Salzburg 1862, S. 114-122. — Öster¬reichische Kunsttopographie, Bd. XI (Bez. Salzburg-Land, Teil 3), S. 105-110, 472-476. — Handbuch der historischen Stätten Österreichs, 2. Bd. (Alpenländer mit Südtirol). Stuttgart 1966, S. 387-388. — P. Karl Friedrich Hermann: Die Seelsorge¬stationen der Erzdiözese Salzburg. Wien 1961 (= Austria Sacra, 1. Reihe, II. Bd., 6. Lieferung), S. 85-86. — Franz Müller: Drittes Heimatbuch von Wals-Siezenheim. Wals-Siezenheim o. J. (1976). — Heinz Dopsch / Hans Spatzenegger (Hrsg.): Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, bes. Bd. I (Vorgeschichte, Altertum, Mittelalter). Salzburg 1981/1983. — Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Öster¬reichs / Salzburg Stadt und Land. Wien 1986, S. 477-479. — Bartl Reischl: Festschrift „1250 Jahre Wals" (Manuskript, 1989). — Ders.: Notizen zur Geschichte des Ortes und der Kirche von Gois. In: Salzburg Archiv. Schriften des Vereins „Freunde der Salzburger Geschichte", Nr. 16 (1993), S. 47-74. — Ders.: Wals¬Siezenheimer Zeitreise (erscheint 2005).

Der Autor ist Herrn Pfarrer Mag. Johann Schwaighofer und Herrn Bartl Reischl für die wertvolle Unterstützung und die Durchsicht des Manuskripts zu aufrichtigem Dank verpflichtet.