Beim ersten Einkehrwochenende des Sommersemesters war unser hochgeschätzter Herr Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer bei uns im Priesterseminar als Referent zu Gast.
In den beiden Nachmittagseinheiten haben wir uns dabei sehr intensiv mit dem Thema "Berufung" auseinandergesetzt. Dabei wurden von Dr. Hofer zunächst einige Grundlinien aufgezeigt, die bei der Berufungsklärung hilfreich sein können.
Einige Aspekte der Nachmittagseinheiten:
Über weite Strecken ist es sinnvoller zu beten "Herr, zeige mir den nächsten Schritt" und weniger "Herr, zeige mir ob ich Priester werden soll oder nicht". Gemäß dem Psalmenvers: "Herr, sei meinem Fuß eine Leuchte" (aus Psalm 119).
Die gründliche, stille Sammlung geht jeder fruchtbaren Sendung voraus. Diese beiden Pole, Contemplatio und Actio, bedingen sich gegenseitig und schließen sich keinesfalls aus.
Bin ich als Priester, verglichen mit einem Wegweiser, "leserlich"? Woran erkennt man mich als Priester, als Geistlichen? Unter Anderem spielt dabei auch die Kleidung eine Rolle. Jedes klerikale Gehabe ist unnötig und destruktiv. Bezüglich einer etwaigen Haltung "von oben herab" sind die Gläubigen sehr sensibel. Der Priester soll ein "geistlicher Mensch" aber ebenso ein "menschlicher Geistlicher" sein. Gemäß dem Priesterbild des 2. Vatikanischen Konzils steht der Priester nicht an der Spitze einer Pyramide, sondern mittendrin im Volk Gottes, er geht dem pilgernden Volk voraus und ist aber auch dafür verantwortlich, dass niemand zurückbleibt.
Der Zölibat ist eine dem Priester angemessene Lebensform, für die er sich frei, ohne Zwang, entscheidet. Neben den pragmatischen Aspekten, die für diese Lebensform sprechen, handelt es sich auch um ein eschatologisches Zeichen, denn man verzichtet um des Himmelreiches willen auf Vieles, das dem Menschen seiner Natur gemäß so wichtig ist. Was in der Ewigkeit seine Vollendung finden wird, wird als eschatologisches, endzeitliches Zeichen schon auf Erden vorweggenommen.
Unser Weihbischof schließt mit einem erbauenden Bekenntnis: "Es ist einfach schön, Priester sein zu dürfen".
Bericht und Fotos: Stefan Scheichl