Die Pfarrkirche Seetal (Hl. Johannes der Täufer)

An der mittelalterlichen Straße von Tamsweg in die Steiermark gelegen, hatte das kleine Dorf Seetal in vergangenen Jahrhunderten Bedeutung als Grenzstation, im Hochmittelalter bewacht von der Burg Klausegg. Die Geschichte der Pfarrgemeinde ist dann auch so wechselhaft wie die Geschichte des Ortes.

Eine erste urkundliche Erwähnung eines Pfarrers stammt aus 1461, also aus der Zeit der gotischen Ausstattung der Kirche. 1642 verlor Seetal seine Eigenständigkeit als Pfarre und war seither Vikariat von Tamsweg. Seit 1891 wurde die Pfarre infolge des Josephinischen Pfarrprinzips (laut Kaiser Joseph II. sollte niemand weiter als eineinhalb Wegstunden zu seiner Pfarrkirche haben) wieder errichtet. 1918 konnten die Bewohner von Fresen, einem Ortsteil der Gemeinde Ranten in der Steiermark, nach langem Ringen ihre Eingliederung in die Pfarre Seetal durchsetzen. Seit 1973 wohnt kein Pfarrer mehr im Pfarrhof; verschiedene Pfarrer des Dekanates Tamsweg (zuerst aus Mariapfarr, dann aus Unternberg, wieder aus Mariapfarr und seit 2002 aus Tamsweg) tragen seither die Verantwortung für die Seelsorge „ex currendo“.

Diese Situation spiegelt sich im Neubau des Pfarrhofs 2011/2012 wieder: Das „Erzbischof-Macheiner-Haus“ (Dr. Eduard Macheiner, Erzbischof von Salzburg 1969-1972, stammte aus Seetal) bietet nun keinen Platz zum Wohnen mehr, sondern Räumlichkeiten für die pfarrlichen Gruppen und die örtlichen Vereine.

Im Pfarrgebiet wohnen nicht einmal 200 Menschen, aber das Dorfleben wird getragen durch Volksschule und Pfarrgemeinde, durch Musikkapelle und Kameradschaftsbund, Kirchenchor, Jungschar, Ministranten, Theatergruppe und sportliche Aktivitäten.
 

Die Kirche ist aus Sicherheitsgründen versperrt. Sie können mit Frau Annemarie Steiner, Tel.: +43 6765100045, einen Termin zur Besichtigung vereinbaren.

 

Zur Geschichte der Kirche

Ausgrabungen anlässlich der letzten umfassenden Kirchenrenovierung 1998 bestätigten, dass die Kirche von Seetal aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammt, keinen Vorgängerbau hat, allerdings verschiedene Umbauten mitgemacht hat. Der Turm wurde im 13. Jahrhundert errichtet und 1715 in die heutige Form gebracht. Im 15. Jahrhundert gestaltete man den Altarraum gotisch mit Gewölbe und neuen Wandmalereien. Im 18. Jahrhundert erfolgten Maßnahmen zur Barockisierung, der Sakristeianbau 1799. 1998 bis 2002 unternahm die Pfarre unter Pfarrer Josef Matzinger mit kräftiger Unterstützung der Gemeinden Tamsweg und Ranten, des Landes und des Bundesdenkmalamtes eine Generalsanierung, bei der auch die gotischen Wandmalereien freigelegt wurden. Die Kirche ist seit jeher dem Hl. Johannes dem Täufer geweiht, was ein Hinweis darauf sein kann, dass es sich von Anfang an um eine Pfarrkirche mit Taufstein handelte, oder einfach mit der Bedeutung des Wassers für Seetal, das ja am See gelegen ist, zusammenhängt.

 

Führung durch die Kirche

Der kleine Kirchenraum ist vor allem durch die barocke Ausstattung geprägt, wobei die Seitenaltäre, geschaffen vom Tamsweger Altartischler Gregor Sapser am Anfang des 18. Jahrhunderts, in der Pracht der Farben und Verzierungen besonders bemerkenswert sind. Das Hochaltarbild der Taufe Jesu aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist von bescheidener Qualität. Die Figuren der Heiligen Sebastian (von Pfeilen getroffen) und Rochus (mit der Wunde am Oberschenkel) verweisen als Pestpatrone auf das Leid, das die Pest von 1713 der Bevölkerung zugefügt hat. Die Wunden dieser Heiligen sind laut Auskunft eines Arztes den Symptomen der Beulenpest nachempfunden.
 

Der Taufstein gleich hinter dem Kirchenportal hat romanische Formen, es findet sich darauf aber die Jahreszahl 1520. Unbekannt ist, ob es sich dabei um das Jahr der Entstehung handelt, oder auf eine neue Bearbeitung hinweist.
 

Als Ersatz für eine barocke Orgel, die damals als nicht mehr sanierbar galt, schuf Johann Pirchner aus Steinach am Brenner 1954/55 eine neue Orgel.
 

Der wertvollste Schatz der Kirche sind die gotischen Wandmalereien im Altarraum, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vom „Meister von Schöder“ geschaffen wurden. Bekannte größere Werke dieses Meisters finden sich im nahe gelegenen Schöder, aber auch in der Nikolauskirche in Badgastein. Das Werk an der südlichen Chorwand war für eine Freilegung zu stark zerstört. An der nördlichen Chorwand findet sich eine Darstellung des Weltgerichts: Über der Szene thront Christus als Weltenrichter. Aus seinem Mund gehen Schwert und Lilie hervor, Symbole für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Darunter finden sich Maria und Johannes - und ein kleines Fenster mit Köpfen, die zu einer älteren Bemalung aus dem 13. Jahrhundert gehören. In voller Breite ist darunter der Zug der Anwärter auf den Himmel vor der durch Petrus bewachten Himmelspforte dargestellt, sowie der Weg der Verdammten in den Rachen der Hölle. Bemerkenswert ist das Minenspiel derer, denen der Einzug in den Himmel noch nicht gewiss ist, darunter geistliche und weltliche Fürsten!
 

Hinter dem Hochaltar ist links die Geburt Jesu dargestellt, rechts die Anbetung der Weisen. In der Weihnachtsszene ist eine Vision der Hl. Birgitta von Schweden aus dem 14. Jahrhundert getreu wiedergegeben.

 

Die Schwarzenbichlkapelle

An der Wasserscheide zwischen Tamsweg und Seetal steht an der Straße eine Kapelle aus dem Jahr 1761. Ihre heutige Form erhielt sie bei einer Erweiterung im Jahr 1901. Die Gründungslegende berichtet, dass sie der Vikar von Seetal erbauen ließ aus Dankbarkeit für die Errettung aus den Händen von Räubern, die ihn an dieser Stelle überfallen hatten. Heute ist diese Kapelle eine gerne besuchte geistliche Raststation. Zum Dreifaltigkeitsfest ist sie Ziel einer Fußwallfahrt aus dem Krakautal. Am Sonntag, der dem Fest „Maria Namen“ (12.9.) am nächsten liegt, führt eine eucharistische Prozession von der Pfarrkirche Seetal zur Kapelle und wieder zurück.

 

Markus Danner

 

Quellen:

Martin, Franz, Die Denkmale des politischen Bezirkes Tamsweg (Österreichische Kunsttopographie 22), Wien 1929.

Heitzmann, Klaus/Anton/Josefine, Tamsweg. Die Geschichte eines Marktes uns seiner Landgemeinden, Tamsweg 2008.

Archivalien der Pfarre Seetal.